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Der in den Evangelien geschilderte Begriff von Wahrheit und religiöser...

Aus der Mai 1907-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der in den Evangelien geschilderte Begriff von Wahrheit und religiöser Pflicht war offenbar dazu bestimmt, die gesetzliche Ordnung zu ersetzen. Die Lehren des Meisters im ganzen genommen, machen dies klar, sowohl als die Tatsache, daß alle moralischen Anforderungen des Gesetzes nicht nur von seinen Nachfolgern geachtet werden müßten, sondern auch befolgt. Anstatt daß sie nur in der Beherrschung selbstsüchtiger, sinnlicher Impulse beachtet werden, müssen sie in der Vernichtung dieser Impulse erfüllt werden. Die Liebe für Gott und unsere Mitmenschen muß den menschlichen Charakter umwandeln und heiligen, so daß ein vorherrschender, richtiger Begriff das Verlangen nach fremden Anforderungen aufhebt.

Es ist jedoch zu bemerken, daß Jesus bei vielen Gelegenheiten Gehorsam für die buchstäblichen Anforderungen der Gesetze der zehn Gebote einzuprägen schien, als ob dies während der vorübergehenden Periode des geistigen Wachstums ratsam sei. „Ihr sollt nicht wähnen,” sagte er „daß ich kommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht kommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Tüttel vom Gesetze, bis daß es alles geschehe.” Zu den zehn Aussätzigen sagte er: „Gehet hin und zeiget euch den Priestern;” und es ist noch hinzugefügt „als sie hingingen” dieser gesetzlichen Vorschrift zu gehorchen „wurden sie rein.” Bei der Heilung eines andern Aussätzigen sagte er: „Gehe hin und zeige dich dem Priester, und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, zu einem Zeugnis über sie.” Alle diese Beweise zeigen, daß, trotzdem man erkennen kann, daß seine Lehre schließlich das Verschwinden der alten Ordnung herbeiführen würde, Jesus sehr darauf bedacht war, den Leuten einzuprägen, daß der moralische Zweck des Gesetzes aufrecht erhalten werden müßte und daß es besser wäre, sich in Übereinstimmung mit dem Buchstaben des Gesetzes zu irren, als gewissermaßen einen Fehltritt gegen seine ethischen Regeln zu wagen. Christliche Freiheit sollte niemals in etwas ausarten, das Zügellosigkeit oder selbstsüchtiger Gleichgültigkeit ähnelte. Obwohl das Christentum an stelle mosaischer Befehle treten sollte, mußte es doch auch deren sittliche Anforderungen von neuem beleben und erfüllen. Paulus’ Ermahnung an die Galater, „daß ihr durch die Freiheit dem Fleisch nicht Raum gebet,” und an die Korinther: „Sehet aber zu, daß diese eure Freiheit nicht gerate zu einem Anstoß der Schwachen,” weist auf die Versuchung hin, der die ersten Christen in dieser Hinsicht ausgesetzt waren, und die Tatsache, daß diese Versuchung noch jetzt auf die Unbedachtsamen lauert, ersieht man deutlich aus den bloßstellenden, warnenden Worten: „Die Christian Science besteht darin, recht zu tun, und nichts Geringeres als recht tun hat Anspruch auf diesen Namen” (Science and Health, S. 448). Diejenigen, welche den höchsten geistigen Begriff christlicher Wahrheit besitzen, sind wahrlich individuell berufen, „das Salz der Erde” zu sein. Ihnen kommt die Aufgabe zu, jedem Tüttelchen moralischer Redlichkeit bis in die kleine Einzelheit Gewicht beizulegen, durch Aufrechterhaltung jener Gedankenreinheit, Demut und Selbstlosigkeit, welche sich in unfehlbarer Ehrlichkeit, Güte und Unbescholtenheit des Wesens entfalten. Ferner kommt es ihnen zu darauf zu sehen, daß das Gesetz von denen gehalten wird, für die sie verantwortlich sind. Gehorsam und rechtes Betragen der Kinder zu Hause und in der Schule zu sichern ist oft eine viel ernstere Aufgabe als unser eigenes Befolgen des Gesetzes, und gerade hier mögen die Schwachen geneigt sein, Gott dafür verantwortlich zu halten, indem sie versuchen, Verzeihung dafür zu erlangen, daß es ihnen mißlingt den Gehorsam zu bewahren, den das moralische Gesetz zum besten Interesse des Kindes verlangt. Was hier getan werden sollte, kann sicherlich mit Gottes Hilfe getan werden, doch ist dazu große Weisheit, Geduld und Beständigkeit in Gott und dem, was recht ist, notwendig. Die Demonstration, durch geistiges Verständnis und anhaltende Liebe in moralischer Ordnung ein Heim zu regieren, ist von höchster Wichtigkeit; es bedeutet die Vollfüllung großer Dinge für die Erlösung der Welt, daß wir es wohl für ein Unternehmen ansehen mögen, das eines tiefen andächtigen Gedankens und des ernsteren Strebens würdig ist.

Geistig erleuchtete Menschen sind heute noch zu einer höheren Pflicht berufen; nämlich: einen praktischen Beweis von dem Wesen christlicher Brüderschaft zu geben. Ein Zustand der Dinge mag existieren, der uns selber nicht berührt, jedoch andere schwer bedrückt. Sollen wir uns nur um unsere eigene Arbeit kümmern und die Leidenden ihren eigenen Plänen überlassen, oder sollen wir uns bestreben, klar und christlich über die Angelegenheit nachzudenken und durch rechtes Denken und weises Handeln zum wahren Helfer und Freund unseres Bruders werden? Es ist ohne Frage daß, wenn christliche Leute sich darüber einig wären, Ungerechtigkeit und Unrecht aus sozialen und ökonomischen Zuständen zu entfernen, nichts der von ihnen ausgeübten moralischen Kraft widerstehen könnte. Die Wahrheit in rechtem Streben wiedergespiegelt, ist allmächtig und durch die Wahrheit kann jeder Buchstabe und Tüttel des Gesetzes erfüllt werden. Dies ist unsere Inspiration, unsere Stärke und unsere Freude. Nachlässigkeit, oder moralische Schlaffheit bei Leuten, die sich als Christen bekennen, ist in bezug auf politisches und ökonomisches Unrecht stets der Fluch demokratischer Einrichtungen gewesen. Dies ist größtenteils das Resultat von Verwirrung und Unbestimmtheit im Begriff des Rechtes, daher ist es hier sowohl als überall von Wichtigkeit, daß die Herrschaft der Christian Science, das Herrschen der Christusidee zugegeben und beschützt wird. Für alle Christian Scientisten ist das Gesetz des ewigen Rechtes klar gemacht und es ist unser Vorrecht mit der standhaften Rechtschaffenheit eines John Knox für seine gegenwärtige und vollkommene Erfüllung in uns, in unserem Heim und in der ganzen Welt einzutreten.

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